In den letzten Blogartikeln über Kreditrechner, Kreditpreisvergleich und fix- vs. variabel verzinste Kredite war oft vom Euribor die Rede. Dabei ließen wir aber die Frage offen, was genau der Euribor eigentlich ist: Ein Interbankenzinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld ausleihen. Warum dieser Zinssatz auch für dich von Bedeutung ist, wollen wir uns hier näher ansehen.

Übrigens: EURIBOR steht für Euro InterBank Offered Rate

Berechnung des Euribor

Aber wie entsteht nun der Zinssatz des Interbankenmarktes? Konkret werden die Zinssätze folgendermaßen berechnet: Täglich werden 24 so genannte Panel Banks befragt, zu welchem Zinssatz sie anderen Banken Geld verleihen, also Interbankeinlagen.

Von den ermittelten Zinssätzen werden die 15 % höchsten und 15 % niedrigsten Werte eliminiert, um Verzerrungen durch Ausreißer zu vermeiden. Wintersport-Fans ist diese Methode von der Punktevergabe im Skispringen bekannt. Der Durchschnitt der übrigen 70 % (nach Abzug der höchsten und niedrigsten 15 %) bildet einen Euribor-Zinssatz. Befragt werden jene Banken, die im Euroraum die größten Player am Interbankenmarkt für kurzfristige Euro-Kredite sind.

Die meisten der so genannten Panel Banks sind im Euroraum angesiedelt, aber nicht alle. Unter anderem gehören die italienische Bank-Austria Mutter UniCredit zu den Panel Banks, so wie die Deutsche Bank und die Bank of Tokyo Mitsubishi.

Die Euribor-Zinssätze

Vergleich 3- und 6 Monats Euribor
Vergleich zwischen 3-Monats EURIBOR (blau) und 6-Monats Euribor (orange)

Eigentlich ist es ungenau, von „dem“ Euribor zu sprechen, denn es gibt mehrere dieser Zinssätze. Ermittelt werden die Zinssätze für 8 Laufzeiten, für 1 und 2 Wochen, sowie für 1, 2, 3, 6, 9 und 12 Monate. Hier findest du die tagesaktuellen Euribor Zinssätze.

In der Grafik oben wurden die Geldmarktzinssätze des 3-Monats und der 6-Monats Euribor übereinander gelegt, die im Spar- und Kreditgeschäft für Bankkunden als Referenzzinssatz gebräuchlich sind, beide seit dem 1. Jänner 2008. In diesem Zeitraum ist eine fast schon dramatische Entwicklung zu sehen. Im Herbst 2008 erreichte der 6-Monats-Euribor heute unglaubliche 5,25 Prozent, und im Vergleich dazu liegt der Geldmarktzinssatz für 3 Monate seit Mitte 2015 leicht unter null Prozent, im negativen Bereich. Dies war noch vor wenigen Jahren beinahe undenkbar. Ein Blick auf den Verlauf der beiden Zinssätze zeigt eine weitere interessante Eigenschaft: der 6-Monats Zinssatz liegt fast immer über dem 3-Monats Euribor. Dafür gibt es einige Gründe. Verleihen Banken über einen längeren Zeitraum Geld, so ist das Ausfallrisiko höher als innerhalb eines kürzeren Zeitraums. Außerdem verzichtet die Bank auf liquides Geld, wenn sie es verleiht. Verzichtet sie für einen längeren Zeitraum, verlangt sie mehr Zinsen dafür.

Experten-Tipp!

Euribor bei KreditgeschäftenDie Bedeutung für den Bankkunden ist klar: Hat man die Wahl zwischen 3-Monats und 6-Monats Euribor als Referenzzinssatz, so ist die kürzere Laufzeit in jedem Fall die bessere, denn die Zinsen sind niedriger. Für Spargeschäfte gilt das natürlich umgekehrt.

Zusätzlich existiert am Geldmarkt noch ein „Bruder“ dieser Zinssätze, der hier nicht abgebildet ist: der Eonia-Zinssatz. Der Geldmarktzinssatz Euro Overnight Index Average wird als der Euribor für die Laufzeit von 1 Tag gesehen, dazu werden aber 35 Banken befragt, zu welchem Zinssatz sie sich für Ein-Tages-Interbankeinlagen verleihen würden, unter anderem gehört die Erste Bank Group zu diesem Kreis.

Zum ersten Mal wurde der Euribor 1999 veröffentlicht, zeitgleich mit der Einführung des Euro. Zuvor wurden nationale Zinssätze berechnet, beispielsweise der Aibor (Amsterdam Interbank Offered Rate) von den Niederlanden und der Fibor (Frankfurt Interbank Offered Rate) von Deutschland.

Weiters gibt es noch den LIBOR. Dieser wird ähnlich wie der Euribor ermittelt und auch für verschiedene Laufzeiten ermittelt, allerdings auch in verschiedenen Währungen. Somit ist der LIBOR auch international von größerer Bedeutung. Mehr zum LIBOR erfährst du in unserem Blogartikel Wer ist eigentlich der LIBOR.

Ab 2021 soll der EIONIA durch einen neuen Referenzzinssatz, Ester, Euro Short Term Rate, genannt, ersetzt werden. Durch eine andere Berechnungsmethode, auf tatsächlichen Transaktionen basierend, soll dieser neue Zinssatz weniger anfällig für Manipulationen sein. Für den Euribor wird es einen hybriden Ersatz geben, der sowohl durchgeführte Transaktionen berücksichtigt als auch, wie bisher, Befragungen (mit veränderter Fragestellung) nutzt.

Verwendung der Euribor-Sätze

Wozu wird der Euribor nun ermittelt? Das Panel ist so konstruiert, einen möglichst repräsentativen Zinssatz zu ermitteln. Banken verwenden diesen wiederum als Referenzzinssatz, um ihn in Produkten zugrunde zu legen wie Zinsswaps, Optionen und Futures. Für Bankkunden ist der Euribor von Bedeutung, weil er auch als Referenzzins für Finanzierungen und Sparprodukte verwendet wird. Mehr dazu in unserem Artikel Wie berechnet die Bank meine Kreditzinsen?

Welche Banken den höchsten Aufschlag auf den Euribor bei Sparverträgen und den niedrigsten bei Krediten verwenden, kannst du jetzt auf fincomplete.com rausfinden!

Zusammenfassung

  • Der Euribor ist ein Interbankenzinssatz und dient gleichzeitig als Referenzzinssatz für Kredite oder Sparprodukte
  • 24 ausgewählte Panelbanken entscheiden täglich zu welchen Konditionen sie Geld verleihen würden – der Durchschnitt daraus ergibt den Euribor
  • Bei Krediten gilt: der Euribor mit der kürzeren Laufzeit ist immer günstiger. Auf der anderen Seite ist bei Spargeschäften immer der Euribor mit der längeren Laufzeit besser

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