Während die EZB (Europäische Zentralbank) sich um sinkende Preise in der Eurozone sorgt, freuen sich österreichische Bankkunden über die Diskussion um neue Gebühren: seit Wochen ist in den Medien von der Einführung von Bankomatgebühren zu lesen. Diese sollte bei Geldbehebungen am Bankomaten anfallen.

Warum sollen Bankomatgebühren eingeführt werden?

Banken argumentieren mit steigenden Kosten und immer niedrigeren Erträgen. Durch das niedrige Zinsniveau sinken die Einnahmen der Banken, und die Gewinne würden durch die Bankensteuer und Beiträge zum Bankenhilfsfonds der EU weiter verringert, wodurch die ausreichende Kapitalisierung immer schwieriger würde.

Behebungen am Bankomaten verursachen auch jetzt schon Kosten, die bisher nicht separat an Kunden weiterverrechnet werden. Seit einiger Zeit sind am „Markt“ für Bankomaten auch Drittanbieter aktiv, etwa Euronet und First Data, die von keinen Banken betrieben werden und an denen Kunden trotzdem kostenlos Geld beheben können. Die anfallenden Gebühren hat bisher die Hausbank übernommen. Da mittlerweile etwa 1200 solcher Geräte österreichweit an stark frequentierten Plätzen in Betrieb sind, mit steigender Tendenz, werden diese für Banken zu einem immer größeren Problem. So die Argumentation der Institute.

Wo gibt’s denn sowas?

Wird eine flächendeckende Bankomatgebühr eingeführt, ist es kein Novum. Kaum bekannt ist, dass die Raiffeisenlandesbanken Tirol und Salzburg bereits schon seit 2009 eine solche Gebühr einheben. Nutzen Bankkunden den Geldautomaten einer anderen Bank, wird eine Gebühr von 68 Cent eingehoben. Bankeigene Automaten sind ausgenommen.

Auch im europäischen Ausland sind Bankomatgebühren bei der Nutzung institutsfremder Geldautomaten längst üblich. Meist werden ein gewisser Prozentsatz der Summe und ein Fixbetrag verrechnet. So können etwa die Gebühren für Geldbehebungen in Deutschland oder Italien bis zu 8 Euro betragen, abhängig vom Geldbetrag.

Bankomaten in Österreich

Doch wie werden Bankomaten von Herrn und Frau Österreicher derzeit genutzt, und wie viele gibt’s eigentlich?

Laut Statistik der ÖNB waren in Österreich 2018 etwa 8700 Bankomaten in Betrieb. Dazu wurden insgesamt 9,5 Millionen Karten ausgegeben, mit denen Geld behoben werden kann. Diese wurden auch intensiv genutzt: Österreicherinnen und Österreicher haben 2014 36,6 Millionen Mal bei einem Bankomaten abseits der eigenen Hausbank Geld behoben, insgesamt 4,25 Milliarden Euro.

Würden nun für diese 36,6 Millionen Transaktionen 68 Cent Gebühr fällig, so wie bei den RLB Tirol und Salzburg, würden Banken 24,89 Millionen Euro einnehmen.

Dass diese Zahl tatsächlich erreicht wird, ist eher unwahrscheinlich. Die Höhe der Gebühr kann natürlich abweichen, und es ist auch zu erwarten, dass Menschen ihr Verhalten anpassen. Kartenzahlungen in Geschäften werden steigen, und Bankkunden können vorsorglich am Bankomaten ihrer Hausbank Geld beheben um nicht spontan an einem anderen Gebühren zu zahlen.

Für Bankkunden kann es noch zu einer anderen unerfreulichen Neuregelung kommen: Derzeit sind Geldbehebungen in der gesamten Eurozone kostenlos, da Banken ihre Kunden im Ausland nicht schlechter stellen dürfen als im Heimatland. Werden zu Hause Bankomatgebühren verrechnet, können sie auch im Ausland in Rechnung gestellt werden.

Mit 13.Jänner 2018 wurden Gebühren für Geldbehebungen am Bankomaten gesetzlich verboten, erlaubt waren sie nur in Kontomodellen ohne Pauschale. Außerdem mussten Banken Gebühren von Drittanbietern ihren Kunden refundieren.

Banken sind dagegen zum Verfassungsgerichtshof gegangen und dieser erkannte am 12. Oktober 2018, dass diese Regelung verfassungswidrig sei. Banken müssen mehrere Kontomodelle anbieten und somit die Gebühren für Behebungen im Einzelnen aushandeln. Gebühren von Drittanbietern müssen nicht mehr von den Banken getragen werden.

Führt deine Bank Bankomatgebühren ein?

Wenn das der Fall ist hast du zwei Möglichkeiten: entweder die Gebühren in Kauf zu nehmen oder dein Girokonto zu wechseln. In unserem Girokontovergleich findest du bestimmt das passende Angebot für dich:

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