Der Zugang zu Finanzdienstleistungen ist eines der großen Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung Ugandas, insbesondere in ruralen Gebieten. Die Menschen brauchen ein Konto, wo sie ihr weniges Geld sicher sparen können, Möglichkeiten, Geld zu ihren Verwandten zu schicken, sowie Mikrokredite um Unternehmungen auszuweiten. Jedoch haben nur knapp über 15 % der ländlichen Bevölkerung in Uganda ein Konto bei einer von der Zentralbank regulierten Bank.

Wie im letzten Blogbeitrag gezeigt wurde, sind SACCOs (Savings & Credit Cooperatives), dörfliche Genossenschaftsbanken, und VSLAs (Village Saving and Lending Associations), kleine Spargruppen, die semi-formalen und informalen Finanzdienstleistungen, die sich die ugandische Bevölkerung selbst organisiert. Diese Bemühungen werden von der Regierung und internationalen Organisationen mit hohen Geldbeträgen und Ressourcen unterstützt.

Innovation aus Afrika

Ein FinTech jedoch hat das Banking nicht nur in Uganda, sondern in vielen Entwicklungsländern, in den letzten Jahren revolutioniert. Es hat tausenden, ja millionen von Menschen, besonders der ruralen Bevölkerung, Zugang zu Finanzdienstleistungen ermöglicht. Es klingt auch für europäische Ohren revolutionär: Mobile Payment oder hier in Uganda: Mobile Money, das Konto am Handy.

Für Mobile Money ist weder ein Smartphone noch Internetzugang notwendig. Ein altes Handy mit Sim-Karte genügt. Einmal muss man sich mit Ausweis registrieren, es fallen keine monatlichen Gebühren an, gezahlt wird nur bei einer Transaktion. Bargeld auf den Mobile Money Account laden, Barbehebungen, Überweisungen mit dem Handy innerhalb von Sekunden, werden durch Mobile Money Agents, die an fast jeder Ecke in Uganda zu finden sind, ermöglicht. Die Mobilfunkbetreiber (in Uganda MTN, Airtel oder auch start ups wie Smart Money) bieten den Service an und kooperieren mit einer Partnerbank, über die die Transaktionen abgewickelt werden.

Mobile Money ist ein Musterbeispiel an Innovation. Nach dem großen österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter ist Innovation salopp formuliert die neue Kombination von alten Dingen. In diesem Fall Banking am Handy, simpel und bahnbrechend. Insbesondere, da auch hier in Afrika sehr viele Menschen ein Handy haben. Doch wie funktioniert es im Detail?

So funktioniert´s

Ein einfaches Beispiel: Du möchtest 50.000 Uganda Schilling, UGX, (rd. 15 Euro) auf dein Handy laden und danach an einen anderen Mobile Money Account überweisen.

Du gibst dem Agenten, der auf einem Plastiksessel in seinem Hütterl sitzt, das Geld. Der Agent lädt mit seinem Handy die 50.000 UGX auf deinen Mobile Money Account. Eine Bestätigungs-SMS wird dir zugeschickt und innerhalb von Sekunden hast du das Geld am Handy. Dann kannst du den Betrag von deinem Handy auf ein anderes Handy, über die Telefonnummer, gegen Gebühr (rd. 1.000 UGX) senden. Der Empfänger wiederum kann den Betrag bei einem Agent in seiner Nähe abheben. So einfach, so schnell, so effektiv. Ein Quantensprung. Ein FinTech!

Die Geldüberweisung ist der am häufigsten genutzte Mobile Money Service. Auch hier in Uganda flüchten speziell junge Leute vom Land in die urbanen Zentren. Dies betrifft insbesondere die Hauptstadt, Kampala. Aber auch im Norden, wo hunderttausende von Menschen während über 20-jähriger Rebellenaktivität aus ihren Dörfern vertrieben wurden, wachsen die Städte immer schneller. Geld nach Hause, zu der Familie am Land zu schicken ist notwendig und alltäglich.

Alltäglich ist auch, die Strom- und Wasserrechnungen mit Mobile Money zu bezahlen oder Minuten und Datenvolumen aufs Handy zu laden.

Aber das ist noch nicht alles.

Mobile Money 2.0

Kenias Mpesa war der erste Mobilfunkbetreiber, der Mobile Money in Ostafrika angeboten hat. Mittlerweile verfügen über 90 % der Kenianer über einen Mobile Money Account. Jetzt ist Mpesa das erste Unternehmen, das durch das Produkt Mshwari Spar- und sogar Kreditprodukte über Mobile Money anbietet. Eine weitere revolutionäre Innovation mit vielerlei positiver Auswirkungen auf den Finanzsektor.

Die Kunden sparen Geld auf ihrem Handy und bekommen Zinsen je nach Laufzeit (meist wenige Monate) auf den gesparten Betrag. Auf Basis dieses Sparverhaltens und der Nutzung von Datenvolumen und dem Aufladen von Minuten aufs Handy wird ein Kredithöchstbetrag für einen Kreditnehmer berechnet. Die Kredit- und Bonitätsprüfung erfolgt also automatisiert. Innerhalb von Sekunden bekommt der Kunde den Kreditbetrag aufs Handy geladen. Die Gebühren sind 7 % der Summe bei Auszahlung. Zinsen fallen keine an.

Der erste Kredit ist klein, hundert Euro beispielsweise. Hat man den erfolgreich rückbezahlt, kann man einen hören Kredit bekommen. Die Historie des Rückzahlungs- und Sparverhalten geht in ein Kreditbüro ein, in den Kreditschutzverband sozusagen. Einfacher und schneller Zugang zu Kredit, verbunden mit Anreizen, regelmäßig zu sparen und verstärkte Transparenz am Finanzsektor.

Man ist fast verleitet zu schreiben, dass dieses FinTech aus Afrika die „entwickelten“ Länder blass aussehen lässt.

Creative Destruction

Mpesa bietet seinen Service bereits erfolgreich in Osteuropa an. Was passiert, wenn Mobile Money in die österreichische Bankenlandschaft vordringt? Die Voraussetzungen in „entwickelten“ Ländern sind natürlich anders, ein dichtes Filialnetz beispielsweise, aber ein einfacher und schneller Service, also convenience, ist ein riesiger Vorteil.

Ein Vorteil, der wohl auch das „overbanked“ Österreich nicht kalt lassen wird, wo eine große Konsolidierung der Bankenlandschaft bereits seinen unaufhaltbaren Anlauf nimmt. Innovation zerstört alte, obsolet gewordene Strukturen. Diesen wesentlichen Charakter unseres Wirtschaftssystems bezeichnete Joseph Schumpeter als „schöpferische Zerstörung“. So wird auch Mobile Money den Rest der Welt erobern.

Doch all diese Finanzdienstleistungen, ob selbst organisiert oder durch FinTechs ermöglicht, all die Ressourcen, all das Geld, das in die Förderung und Entwicklung des Finanzsektors gesteckt wird, ist mehr oder weniger sinnlos, ohne auch die Nachfrageseite, die Konsumenten, die Menschen zu unterstützen. Denn eines brauchen die Menschen hier noch dringender.

Aber dazu in Teil 3, der ein Problem behandelt, das auch Österreich immer stärker betrifft!

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