Im Vergleich zu anderen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether ist Ripple eher ungewöhnlich. Während in den meisten Fällen eine Blockchain zugrundeliegt und versucht wird, mit Mining Geld zu verdienen, ist es bei Ripple etwas anders. Warum Ripple trotzdem die weltweit drittgrößte Kryptowährung ist und was sie interessant macht, erfährst du hier!
Die Ripple-Plattform
Ripple ist eine Kryptowährung, aber viel wichtiger und innovativer ist das System, das Transaktionen ermöglicht. Hinter den Transaktionen auf der Ripple-Plattform steckt eine Idee, die es seit dem Mittelalter gibt.
Stellen wir uns vor, Hanna möchte an Simon Geld überweisen, die beiden sitzen aber in verschiedenen Ländern, weit weg voneinander. Aber Hanna schickt nicht den Geldbetrag von ihrem Ort aus auf die Reise zu Simon, sondern geht zu ihrem örtlichen Händler, Franz. Diesem gibt sie den Geldbetrag und ein Passwort, das auch Simon kennt. Franz ruft Leo, einen Händler am Ort von Simon, an, und bittet ihn, Simon den Betrag auszuzahlen, sobald Simon das Passwort nennt. Nun schuldet Franz Leo den Geldbetrag, was aber durch eine anderwärtige Transaktion in Gegenrichtung wieder ausgeglichen werden kann, oder am Ende einer Periode verrechnet wird.
Diese Methode der Überweisung hat den Vorteil, dass die Transaktion sehr schnell möglich ist, und Hanna und Simon sich Spesen und Gebühren sparen, die fällig wären, wenn sie herkömmliche Systeme genutzt hätten. Stattdessen zahlen sie nur eine kleine Kommissionsgebühr an Franz.
Klar ist: Hier ist viel Vertrauen nötig. Ohne Vertrauen würde die Transaktion nicht funktionieren. Hanna muss Franz vertrauen, dass er das Geld nicht selber einsteckt, und Franz muss Leo vertrauen, dass er auch tatsächlich an Simon auszahlt.
Aber statt direkt einander zu vertrauen, hätte Franz auch einen Zwischenhändler einschalten können, der sowohl mit Franz als auch mit Leo gute Geschäftsbeziehungen pflegt. Auf diese Weise könnte sich eine ganze Vertrauenskette bilden, die von Hanna zu Simon reicht.
Dabei müssen sich Hanna und Simon aber eigentlich nicht auf Geld in einer Währung beschränken. Hanna könnte auch Australische Dollar wegschicken und Simon Dänische Kronen ausbezahlt bekommen, sofern sich alle auf einen Wechselkurs einigen. Wobei auch die Beschränkung auf Geld eigentlich nicht nötig ist. Warum soll Hanna nicht Gold an Simon schicken? Oder Diamanten? Oder Getreide? Oder Erdöl? Das Prinzip, das sie nutzen, funktioniert mit allem, solange sie richtigen Händler dafür finden und die Preise klar sind.
Was hat das mit Ripple zu tun?
Die Händler heißen bei Ripple Gateways, die Funktionsweise bleibt ähnlich. Möchte Hanna an Simon über die Ripple-Plattform überweisen, beauftragt sie einen Gateway, und dieser weist Simons Gateway an, auszuzahlen. Vertrauen sich die beiden nicht, findet der Algorithmus der Ripple-Plattform die kürzeste Kette an Gateways, die einander vertrauen.
Finden die Gateways keine Preise für die Güter, nutzen sie den Preis in der Währung Ripple (wird auch nach ihrem Ticker XRP genannt). So, wie auf den Weltmärkten (beinahe) alles einen Preis in US-Dollar hat, hat im Ripple-Universum alles einen Preis in Ripple (XRP).
Und wer schreibt mit?
Bei Bitcoin und Ethereum gibt es eine Blockchain, in der alle Transaktionen, die jemals getätigt wurden, überall gleichzeitig gespeichert wurden. Ripple hat so etwas ähnliches. Hier gibt es ein öffentliches Buch (public ledger), in dem alle Kontostände simultan gespeichert werden und auch die Historie aller Überweisungen gespeichert wird, aber nicht mit Konten verknüpft. Ob eine Transaktion stattfinden kann, wird mit Mehrheitsprinzip beschlossen.
Ripple als Währung (XRP)
Die Währung Ripple ist aber nicht nur zur Preisbildung da, eine Überweisung in Ripple hat auch weitere Vorteile. So findet sie in Echtzeit statt, und kostet auch weniger als die Überweisung anderer Güter oder Währungen. In Echtzeit bedeutet auch, dass der überwiesene Betrag sofort den Besitzer wechselt, und dies irreversibel ist und auch kein Vertrauen zwischen Gateways nötig ist, da die Transaktion ja sofort vollständig stattfindet. Dieser Punkt ist einer der großen Vorteile von Ripple gegenüber anderen Krypto-Netzwerken, in denen Überweisungen länger dauern können und in einigen Fällen auch wesentlich teurer sind. In Ripple kostet jede Transaktion mindestens 0.00001 XRP (1 XRP entspricht in etwa 0,7 USD), um Spam zu vermeiden. Im Durchschnitt werden für eine Überweisung von 500 USD 2,21 Dollar an Spesen fällig. Dies ist wesentlich weniger, als die Transaktion im normalen Bankensystem kosten würde. Außerdem dauert eine Ripple-Überweisung für Dollar ca. 10 Sekunden, verglichen mit mehreren Tagen bei normalen Banken.
Ripple und die Banken
Diesen Nutzen haben Banken schon erkannt und kooperieren mit dem hinter Ripple stehenden Unternehmen, Ripple Labs. Unter anderem haben Santander und UBS, American Express und weitere schon Verträge abgeschlossen. Die Möglichkeiten zur Kooperation sind vielfältig, unter anderem über den Betrieb von Nodes und Gateways können Unternehmen bei Ripple mitmischen.
Nur mit Mining lässt sich bei Ripple nichts verdienen, denn die Anzahl der Coins wurde auf einen Schlag veröffentlicht und ist fix – 100 Milliarden, mehr werden’s nicht. Ca. 60 Milliarden davon gehören Ripple Labs.
Ebenfalls wie bei Banken können im Ripple-Netzwerk Konten eingefroren werden, wenn verdächtige Bewegungen auffallen. Passiert ist das sogar dem Gründer von Ripple Labs, als er eine Milliarde Coins verkaufen wollte. Wo andere Kryptowährungen von zentraler Aufsicht und Regulierung weg wollen, geht Ripple einen anderen Weg und setzt auf die Möglichkeit, Aufsicht über die Vorgänge auf der Plattform zu bewahren.
Kann Ripple mit seinem fast schon unkonventionellen Weg erfolgreich werden im Krypto-Universum? Immerhin ist die Währung schon zur drittgrößten hinter Bitcoin und Ethereum geworden. Wo Ethereum darauf setzt, ohne Mittelmänner direkt zwischen zwei Parteien Transaktionen abzuwickeln, spielen sie im Ripple-Netzwerk eine zentrale Rolle, mit allen Risiken, die damit verbunden sind. Auch Ripple ist noch nicht vollständig ausgereift und sollte mit Vorsicht genutzt werden, aber es bleibt spannend, wohin Ripple sein Weg führt, und wer ihn begleitet.