Im Umgang mit Geld kommst du unweigerlich mit SEPA in Berührung. Jeder Bankeinzug, jede Überweisung - ganz egal ob im Inland oder im (europäischen) Ausland - basiert auf SEPA. Die Umstellung von Kontonummer auf IBAN hängt ebenfalls direkt damit zusammen.
Warum eigentlich die IBAN?
Es ist schon mehr als zwei Jahre her, dass Österreich von der klassischen Kontonummer und der Bankleitzahl Abschied nahm. Seit dem 1. Februar 2014 gibt es nur noch die IBAN (International Bank Account Number, mehr Details in unserem IBAN Ratgeberartikel) sowie den BIC (Business Identifier Code, mehr Details in unserem BIC Ratgeberartikel). Aber warum nehmen Banken auf der einen Seite so einen großen Aufwand für die Umstellung in Kauf und warum belasten sie auf der anderen Seite ihre Kunden mit der ungewohnt langen Nummer und der Umgewöhnung? Und wie kann alleine durch die Änderung einer Nummer das Ziel „Überweisungen schneller durchzuführen“ erreicht werden?
Entwicklung in Europa
Im Vergleich zu manch anderem Wirtschaftsraum ist die Europäische Union noch relativ jung. Die einzelnen Mitgliedsstaaten hatten lange Zeit Gelegenheit, sich unabhängig von ihren oft direkten Nachbarn zu entwickeln. Bezogen auf das Thema bedeutet das, dass eine Menge rein nationaler Implementierungen für die Abwicklungen des Zahlungsverkehrs des jeweiligen Landes verantwortlich waren. Jeder Staat verfügte über seine eigenen Gesetze und Normen, spezifische Standards (zum Beispiel Bankleitzahl), eigene Clearinghouses (dazu später mehr) sowie eigene proprietäre Softwarelösungen. Auch nach Beitritt zur Europäischen Union war es (technisch / organisatorisch) nicht einfach, Überweisungen ins Ausland zu tätigen. Deshalb konnte so eine Auslandsüberweisung (in das EU-Ausland) auch ein paar Tage dauern – und deutlich mehr kosten als eine Inlandsüberweisung.
Vereinheitlichung
SEPA steht für Single European Payments Area (“Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum“). Der Prozess zur Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs in der EU wurde von den Instituten der Europäischen Union Ende der 1990er Jahre gestartet. Als Antwort auf die Vorgaben des Gesetzgebers gründete sich das European Payments Council (EPC) als Vereinigung von Mitgliedern des europäischen Bankensektors. Während der Zweck der Non-Profit Organisation die Integration und Vereinheitlichen des Zahlungsverkehrs per se ist, steht das Vorantreiben von SEPA im Fokus.
EPC war maßgeblich an der Ausarbeitung der Standards sowie der Abstimmung zwischen den Teilnehmerländern zuständig. Technisch gesehen, kommen bei SEPA im Wesentlichen drei Standards/Normen zum Einsatz:
- der weitverbreitete Standard ISO 20022, der auch von SWIFT (dazu später mehr) verwendet wird für den Datenaustausch
- ISO 9362 für den oben erwähnten BIC (der auch im SWIFT Netzwerk verwendet wird)
- ISO 13616 für die eingangs erwähnte IBAN
Jetzt erklärt sich auch die im ersten Teil gestellte Frage: „Wie kann alleine durch die Änderung der Kontonummer die Überweisung schneller durchgeführt werden?“. Tut sie nicht. Die Umstellung auf IBAN war lediglich eine notwendige Änderung um die Anforderungen von SEPA zu erfüllen.
Vorteile
Neben der technischen Standardisierung des Zahlungsverkehrs in Europa und damit der Vermeidung unnötiger Fehler bei der Konvertierung von Formaten und der Ablöse der stark fragmentierten Lösungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten sind für den Endverbraucher letztlich drei Vorteile wesentlich:
- Einfache Überweisung in jedes europäische Land (keine lokalen Konten notwendig)
- Schnelle Durchführung von Transaktionen in Europa (keine Verzögerung bei Lastschriften/Abbuchungen, maximal ein Werktag bei Überweisungen)
- Kosten einer Auslandsüberweisung entsprechen denen einer Inlandsüberweisung
Derzeit hat SEPA 34 Mitgliedsstaaten: alle 28 EU Mitglieder sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, Schweiz, Monaco und San Marino.