In den 1990ern und frühen 2000er Jahren waren nicht nur Bon Jovi, Britney Spears und Lou Bega in den Hitparaden, sondern auch Fremdwährungskredite in Schweizer Franken und Yen. Während die Alben ohne weiteres Aufsehen im Regal immer weiter nach hinten gerutscht sind, beschäftigen uns die Fremdwährungskredite noch immer. Für viele Kreditnehmer sind sie zu einem großen Problem geworden.
Fremdwährungskredite in Österreich
Seit den 1990er Jahren haben Österreicherinnen und Österreicher so fleißig CHF- und JPY-Kredite abgeschlossen, dass im Jahr 2009 die Hälfte aller Fremdwährungskredite im Euroraum in Österreich beheimatet war. Ein Drittel aller Privatkundenkredite in Österreich war im Jahr 2008 entweder in Schweizer Franken oder in Yen aufgenommen. Doch aufgrund der Struktur eines klassischen Fremdwährungskredits kam es während der Finanzkrise für die Kreditnehmer zu ernsten Problemen.
Warum es bei Fremdwährungskrediten zu Problemen kam
Es sind einige Punkte in der Konstruktion eines Fremdwährungsdarlehens, die Kreditnehmern Probleme beschert haben. Wer einen Schweizer Franken-Kredit abgeschlossen hat, ist eine Wette eingegangen auf den EUR-CHF Wechselkurs zum Ende der Laufzeit (das zum Beginn der Laufzeit teils über 20 Jahre in der Zukunft lag), auf die Differenz zwischen dem Zinssatz des CHF-Währungsraums und des Euroraums sowie die Entwicklung des Tilgungsträgers während der Laufzeit.
Denn ein Fremdwährungskredit ist typischerweise endfällig, das bedeutet, dass der Kreditnehmer monatlich nur die anfallenden Zinsen bezahlt und einen gewissen Betrag in einem Tilgungsträger anspart. Aus dem Tilgungsträger wird zum Schluss der gesamte Kredit zurückgezahlt. Die Zinsen sind meist variabel und setzen sich aus einem Referenzzinssatz (z.B. 6-Monats CHF-LIBOR) plus einem Aufschlag zusammen.
Im Idealfall ergeben sich aus dieser Konstruktion viele Vorteile. Dank der Endfälligkeit sind die Monatsraten sehr niedrig, da nur die Zinsen an die Bank überwiesen werden. Der Tilgungsträger, in vielen Fällen ein Fonds, eine Lebensversicherung oder ein ähnliches Anlageprodukt, kann hohe Wertsteigerungen erfahren und somit muss nicht der gesamte Kreditbetrag geleistet werden um am Ende tilgen zu können.
Liegt dann am Lauzeitende der Franken-Kurs unter jenem zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, profitieren Kreditnehmer von der für sie vorteilhaften Wechselkursentwicklung. Noch dazu kann der CHF-LIBOR oder JPY-LIBOR unter dem Euribor liegen, wodurch die Zinszahlungen für das Fremdwährungsdarlehen niedriger sind als sie bei einem Eurokredit wären.
Fremdwährungskredite in der Krise
Leider haben sich die Finanzmärkte nicht ganz wunschgemäß für Kreditnehmer entwickelt. Eines der Probleme waren die Tilgungsträger. Infolge der Finanzkrise ab 2008 sind die Kurse vieler Wertpapiere eingebrochen und haben Tilgungsträger mitgerissen.
Haben Banken bei Vertragsabschluss noch damit gerechnet, dass beispielsweise der Fonds, in den angespart wird, jährlich um 5 % im Kurs steigt, und die monatlichen Zahlungen entsprechend niedrig angesetzt, so sind die Kurse 2008 und 2009 massivst eingebrochen. Viele Assets haben mehr als die Hälfte an Wert verloren.
Weiter fiel Kreditnehmern die Wechselkursentwicklung in den Rücken, wie an der Grafik gut zu sehen ist. Bei einem Kurs von 1,5 erhält man für einen Euro 1,5 Franken, bei einem Kurs von 1,1 nur mehr 1,1 Franken. Zur Rückzahlung von 100.000 Franken benötigt man statt 66.666 Euro nun 90.909 Euro.
Die einzige Rechnung, die aufging, war die Wette auf niedrigere Zinssätze. Denn der Zinssatz im CHF-Raum war fast praktisch durchgehend unter jenem im Euroraum.
Negativzinsen für Franken-Kreditnehmer?
Da der Schweizer LIBOR weit ins Negative gesunken ist, hätte sich für viele Franken-Kreditnehmer ein negativer Zinssatz ergeben. Wie der Chart unten zeigt, fiel der LIBOR mit Jänner 2015, als die Wechselkursbindung aufgegeben wurde, um fast einen ganzen Prozentpunkt auf knapp -1 %. Diess bedeutet, dass Kreditnehmer von der Bank dafür Geld erhalten würden, Schulden zu haben. Banken versuchen dies zu vermeiden und stellen sich auf den Standpunkt, dass mindestens der Aufschlag bezahlt werden muss. Konsumentenschützer sind der Meinung, dass die Zinsanpassungsklausel im Vertrag weder Ober- noch Untergrenze kennt. Andere sind der Ansicht, dass Zinsen zwar nicht negativ werden, aber ein Zins von genau null für Kreditnehmer dennoch möglich ist. Derzeit sind noch Verfahren anhängig, endgültige Urteile stehen aus.
Die Zukunft von Fremdwährungskrediten
2010 hat die FMA Mindeststandards für Fremdwährungskredite festgesetzt, um Kunden besser zu schützen und Risiken zu minimieren. Daher werden Kredite in anderer Währung nur mehr an wohlhabende Kunden vergeben, jährlich geprüft und pro Bank das Volumen beschränkt. Für Kunden ist es dadurch wesentlich schwieriger geworden, an einen Fremdwährungskredit zu kommen. Ausnahmen gelten hier, wenn auch das Gehalt in einer anderen Währung bezogen wird. In diesem Fall stellt sich auch das Risiko anders dar.