Wie wir im Artikel "Bonität verbessern und Kreditzinsen sparen", schon gezeigt haben, kann sich für Privatkunden das Rating sehr positiv auf die Kreditzinsen auswirken. Selbes gilt natürlich auch bei Firmenkunden! Hier variieren die Ratingmethoden von Bank zu Bank etwas.

Wirtschaftliche Unterlagen

wirtschaftliche unterlagenDie Basis des Ratings sind immer Kennzahlen, die sich aus den wirtschaftlichen Unterlagen der Unternehmen berechnen lassen. Diese Unterlagen sind bei Kapitalgesellschaften und größeren Unternehmen, die zur doppelten Buchhaltung verpflichtet sind, der Jahresabschluss (Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung) – und bei kleineren Unternehmen die sogenannte Einnahmen-Ausgaben-Rechnung.

Der Jahresabschluss steht in der Regel erst lange nach dem Stichtag, dem Ende des Geschäftsjahres, zur Verfügung. So müssen Bilanzen beispielsweise erst 9 Monate nach Ende des Geschäftsjahres beim Firmenbuch eingereicht werden und auch bei flotter Buchhaltung und Steuerberatung dauert es meist ein halbes Jahr, bis sie zur Verfügung stehen. Einnahmen-Ausgaben-Rechner sind meist schneller.

Um etwas aktuellere Informationen zu bekommen, verlangt die Bank bei Finanzierungen für Unternehmen regelmäßig eine unterjährige Saldenliste oder kurzfristige Erfolgsrechnung. Eine Saldenliste ist die Betrachtung aller Konten, auf welchen die laufenden Geschäftsfälle des Unternehmens buchhalterisch erfasst werden. Genauso wie bei der kurzfristigen Erfolgsrechnung können wichtige Werte wie Umsatz, laufende Kosten und Deckungsbeiträge abgelesen und mit Werten aus dem Vorjahr verglichen werden.

Kennzahlen

Das Rating selbst ist meist ein Mix aus unterschiedlichen Kennzahlen, welche aus der Bilanz abgeleitet werden. Diese können in verschiedene Kategorien unterteilt werden und sind von Bank zu Bank unterschiedlich gewichtet:

  1. Substanzkennzahlen (z.B. Eigenkapitalquote, Anlagendeckungsgrad)
  2. Ertragskennzahlen (z.B. Jahresgewinn, EBIT, EBITDA)
  3. Rentabilitätskennzahlen (z.B. Umsatzrentabilität, Eigenkapitalrentabilität)
  4. Liquiditätskennzahlen (z.B. Liquidität 1., 2. und 3. Grades, Cash Flow, dynamischer Verschuldungsgrad)

Die Substanzkennzahlen

Bei den Substanzkennzahlen ist die wichtigste unumstritten die Eigenkapitalquote. Hier wird das Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt. Beim Eigenkapital handelt es sich, vereinfacht gesagt, um den Kapitalwert, das Geld, das entweder durch Einlagen der Gesellschafter oder Investoren in die Firma gebracht wurde, oder das durch laufende, nicht entnommene Gewinne erwirtschaftet wurde.

Ertragskennzahlen und Rentabilitätskennzahlen

Bei den Ertragskennzahlen wird stärker der wirtschaftliche Erfolg der letzten Jahre in den Vordergrund gestellt - wie viel Gewinn wurde erzielt, wie viel ist unterm Strich übrig geblieben. Setzt man nun Kennzahlen, wie Jahresgewinn oder EBIT (earnings before interest and tax - also Gewinn vor Zinsen und Steuern) in ein Verhältnis zu Werten, wie z.B. dem Jahresumsatz, erhält man Rentabilitätskennzahlen, in diesem Fall die Umsatzrentabilität (Verhältnis Umsatz zu Gewinn).

Liquiditätskennzahlen

Unter Liquidität versteht man die Summe flüssiger (nicht langfristig gebundener) Geldmittel, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen um etwaige Verbindlichkeiten zu decken. Dies sind nicht nur Kassa- und Bankguthaben (Liquidität 1. Grades), sondern im weiteren Sinne auch kurzfristig in Geld verwandelbare Aktiva wie kurzfr. Kundenforderungen (Liquidität 2. Grades), Waren und Vorräte (Liquidität 3. Grades).

Der Cash-flow ergibt sich, wenn man die tatsächlich erfolgten Ausgaben von den Einnahmen eines Betriebes abzieht und gibt somit an, inwiefern sich das Unternehmen selbst finanzieren kann. Setzt man ihn in Relation zu den Verbindlichkeiten, ergibt sich der dynamische Verschuldungsgrad eines Unternehmens, aus dem sich, vereinfacht gesagt, ableiten lässt, wie lange ein Unternehmen braucht um seine Schulden zu tilgen.

4 Tipps um das Rating zu verbessernbonität verbessern

Tipp 1: Eigenkapital aufbauen

Generell ist es in Bezug auf das Rating bei Banken ratsam, eine gewisse Substanz (Eigenkapital) einzubringen oder aufzubauen. Ich kenne kein Bankenrating, bei welchem das Eigenkapital unberücksichtigt bleibt - im Gegenteil, meist hat die Eigenkapitalquote großen Einfluss auf das Gesamtrating. Unternehmen, die von Beginn an den gesamten Gewinn ausschütten und sich keinen “Polster” aufbauen, werden es nicht zu einem Top-Rating schaffen. Im Falle eines negativen Eigenkapitals (auch das ist möglich, wenn Verluste erwirtschaftet wurden und das ganze Kapital bereits aufgezehrt war), ist es ratsam, Kapital aus der Sphäre der Gesellschafter einzulegen.

Ein negatives Eigenkapital wird nicht nur von Banken kritisch gesehen - bei einer Überschuldung muss auch im Jahresabschluss mittels Fortbestandsprognose erläutert werden, dass keine Insolvenz vorliegt oder droht.

Tipp 2: Verzicht auf Steuerschonung

Von so genannter steuerschonender Bilanzgestaltung ist aus meiner Sicht abzuraten. Alles, was durch gewisse Gestaltungsmöglichkeiten den Gewinn drückt, bewirkt zwar, dass weniger Steuern zu zahlen sind, hat jedoch auch negative Auswirkungen auf das Rating des Unternehmens (schlechtere Ertragskennzahlen) und damit auf die Verzinsung der Kredite. Am Ende des Jahres, bzw. bei Bilanzerstellung, sollte man sich genau überlegen: Spare ich bei den Steuern oder bei den Zinsen…

Bei den Steuern zu sparen und den Gewinn “zu drücken” stellt das Unternehmen generell schlechter dar als es ist. Dies birgt weiters die Gefahr, bei einem geplanten Verkauf des Unternehmens oder bei der Suche nach einer Beteiligung einen schlechteren Preis akzeptieren zu müssen.

Tipp 3: Gespräch mit der Bank

Es lohnt sich jedenfalls mit der Bank über das Rating zu sprechen und abzuklären, welche Kennzahlen tatsächlich welchen Einfluss auf das Rating haben. Ziel eines solchen “Ratinggesprächs” ist es, etwaige Maßnahmen zur Ratingverbesserung und ihre Auswirkungen herauszuarbeiten. Zum Beispiel kann dies bei der Entscheidung helfen, ob Aktiva wie Firmenautos gekauft oder geleast werden, oder Bürogebäude gemietet oder gekauft werden.

So ein Gespräch hat jedoch noch einen weiteren Grund: Zu zeigen, dass man ein guter Unternehmer und erfahrener Manager ist, dass man an etwaige Risiken gedacht bzw. sich entsprechend abgesichert hat. Denn neben der oben beschriebenen quantitativen Bonitätsbeurteilung, den “hard facts”, fließen auch qualitative Bonitätskriterien ins Rating eines Unternehmens ein. Bei diesen so genannten “soft facts” werden folgende Aspekte eingeschätzt/bewertet:

    kreditgespräch mit der bank
  • die Kompetenz des Management (Ausbildung, Erfahrung)
  • die Branche, in welcher das Unternehmen tätig ist
  • Produkt und Sortiment (z.B. Diversifizierung)
  • Abhängigkeiten (von Lieferanten oder großen Kunden)
  • Unternehmensstandort
  • Märkte und Marktgröße
  • Wettbewerbssituation
  • Unternehmensgröße
  • Qualität und Aktualität der Buchhaltung (gibt es Planrechnungen?)
  • Art der Geschäftsbeziehung (Hauptbank, Nebenbank)
  • Bonitätsauskünfte, KSV-Rating

Auch wenn der Auszug der o.a. qualitativen Faktoren eine gewisse zusätzliche Informationsquelle ist, so ist der Einfluss auf das Gesamtrating eines Unternehmens überschaubar. Und das, obwohl sich alle quantitativen Faktoren (wirtschaftlichen Kennzahlen) - wie oben erwähnt - an der Vergangenheit orientieren!

Tipp 4: Gutes Kontoverhalten

Speziell bei kleineren Unternehmen bekommt das sogenannte “Kontoverhalten” immer mehr Bedeutung! Dieser Terminus wird in der Bank verwendet und es fällt mir leider kein besserer Begriff für das sperrige Wort ein. Hier ein paar Tipps, worauf man in diesem Zusammenhang achten sollte, und aus welchen rasch klar wird, was mit “Kontoverhalten” gemeint ist:

Vermeidung von Konto-Überziehungen

Das Konto bzw. der vereinbarte Rahmen, Kontokorrentkredit sollte nicht überzogen werden. Wenn es doch einmal nötig wird, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Überziehung nur kurzfristig ist und rasch wieder abgedeckt wird - hier zählt jeder Tag!

Durchschnittliche Ausnutzung des Kreditrahmens

Meine diesbzgl. Empfehlung ist, dass der Kontokorrentrahmen (egal ob verbriefter Kredit oder nicht verbriefte Überziehungsmöglichkeit) im Schnitt über das Jahr mit max. 70 % ausgenutzt sein sollte.

Regelmäßige Habenstände

Es sollte darauf geachtet werden, dass, auch bei einem von der Bank eingeräumten Kreditrahmen, das Konto durch regelmäßige Eingänge einen Guthabensstand aufweist. Dies zeigt, dass der Rahmen auch bei häufiger Ausnutzung durch die laufende Geschäftstätigkeit regelmäßig rückgeführt werden kann.

Und jetzt?

Für mich als ehemaligen Firmenkunden-Banker und mittlerweile Unternehmer ist es immer noch etwas rätselhaft, wieso die oben beschriebenen “hard-facts” beim Rating von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) derart übergewichtet werden. Sie sind, wie gesagt, allesamt vergangenheitsorientiert - ALTE Kennzahlen. Meines Erachtens müssten bei der Bonitätsbeurteilung von KMU die qualitativen Faktoren mindestens genauso hoch gewichtet werden wie die Kennzahlen aus der Bilanz und jedenfalls um folgende Fragen ergänzt werden:

  • Wie genau funktioniert das Geschäftsmodell des Unternehmens?
  • Wie schnell kann das Geschäftsmodell auf Marktänderungen adaptiert werden?
  • Wie krisenfest ist das Geschäftsmodell?
  • Wie innovativ und nachhaltig sind die Produkte, Dienstleistungen und das Management?
  • Wie skalierbar ist das Geschäftsmodell?

Bei allen Überlegungen zum Thema Bonität und Einfluss auf die Zinsen sollte nicht vergessen werden, dass auch die Sicherheiten, welche der Bank zur Verfügung gestellt werden, einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Kreditzinsen haben.

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